Wer den Schaden hat..
Da tobt der Streit um die Abgeordneten-Bezüge bzw. deren Erhöhung nicht nur in Bonn und Hannover, sondern kürzlich auch in unserem Uelzen. Ausgerechnet in unserem Uelzen, welches sich doch dadurch bisher auszeichnete, daß es in mancher Hinsicht als bescheiden betrachtet werden kann (im Sinne von vorbildlich, natürlich). Nun wäre mit diesem Streit um das Geld, das unsere Abgeordneten ob am Rhein, an der Leine oder der IImenau bekommen völlig egal, weil mich dies Thema wie jedes Thema langweilt, welches ein Dauerthema ist. Oder - um die Wissenschaft von der Wahrnehmungspsychologie zu bemühen: Je länger ein und derselbe Reiz die Sinne reizt, desto weniger reizt der Reiz die Sinne. Dieselben stumpfen ganz einfach ab. Meine auch. Jedoch nur in Sachen Bonn und Hannover. In Uelzen hingegen sind meine Sinne wieder geschärft geworden beim Thema „Wieviel Geld den (Uelzener) Abgeordneten?" Erstens finde ich, daß die Beträge, um die es geht, verdient sind. Ich gönne unseren Abgeordneten, die uns ihre Ohren leihen (manchmal sogar ihre Herzen und hier und da sogar ihre Verbindungen) die paar Märker gerne. Ich finde, daß diese die Aufregung nicht wert sind (die paar Märker). Während es in Hannover oder Bonn schließlich stattlichere Tausender sind, sind es in Uelzen wirklich nur einzelne Tropfen aus der Ilmenau, die die Geldbörsen unserer Gewählten bestimmt nicht ausbeulen helfen. Zweitens - und das ist mir das noch Wichtigere - habe ich bei dem Thema „Wieviel Geld mehr sollen (auch die Uelzener) Abgeordneten haben?" Neues gelernt: Während sich die Abgeordneten woanders durchaus schadlos halten, ist ein Mandat im Kreisgebiet - schädlich! Es ist offenbar gesundheits- oder sonst wie schädlich, wenn wir sie wählen und ihr Mandat für uns ausüben lassen. Denn das Geld, das sie bekommen, heißt nicht Diät oder Bezüge, sondern „Entschädigung"! Das heißt unmissverständlich, da muss ein Schaden gut gemacht werden. Bisher dachte ich, daß Abgeordnete gewählt werden wollen, weil ein Mandat mit Vertrauen zu tun hat, zu dem man eben eigentlich gratuliert. Aber nein, offenbar ist das Mandat auf kommunaler Ebene ein Opfer für die Gesellschaft, für uns ahnungslose Wähler, das unsere Abgeordnete uns bringen! Ich habe völlig ahnungslos manchen Abgeordneten nach ihrer Wahl gratuliert und gedacht, daß die sich freuen über ihre Wahl. Im Gegenteil - lerne ich jetzt - sie gingen in eine schwere Zeit, zu der man ihnen kondolieren sollte und sie natürlich dafür entschädigen. Wie etwa die Opfer von Kriminaltaten vom weißen Ring ja auch entschädigt werden. Oder Kriegsopfer. Oder Unfallopfer, die ja auch unbedingt und natürlich Entschädigung bekommen sollen. Ich hatte bisher die Abgeordneten gar nicht zu dieser Gruppe gezählt, die entschädigt werden muss. Die Diäten woanders, Hannover, Bonn, die bleiben das längste und langweilige Dauerthema. Doch sage ich: Von wegen nur Dauerthema. Weil ich sicher bin, daß das ewige Leben im Himmel mindestens basisdemokratisch organisiert ist (mit Gott als sozusagen als konstitutioneller Monarchie etwa) und wir entsprechend im Himmel auch (Abgeordnete) wählen dürfen wie noch nie zuvor - so wird es dort auch das Thema „Entschädigung/Diäten" geben. Womit es zum ewigen ja zum Ewigkeitsthema wird! Doch das kriegen wir später.
26. Januar 1993