„Sauber, sauber"
höre ich manchmal bei Aufenthalten im Bayerischen. Dies „Sauber" ist bei den Bayern, die schließlich zu Deutschland gehören (wenn auch nur peripher), weniger das Saubersein der Küchenzeile oder des schwarzen Anzugs. Vielmehr ist jenes „Sauber" zum Beispiel ein dem Herrgott ganz besonders gut geratenes Weibsbild oder dem Design eines Autos gewidmet. Sauber, das heißt „clean", hörte ich nun auch in USA in einem gänzlich anderen, als dem vermuteten Zusammenhang. Ein „cleaning program" ist ein Fernsehprogramm, für das die Abnehmer zusätzlich 50 Dollar zahlen. Jetzt denkt jeder, jedenfalls dachte ich, sofort: „Aha!" Weil mir die wirklich harten Sachen unter den Brutalo-Filmen, die wirklich perversen unter den Porno-Filmen usw. einfielen. Insofern geriet mir mein ,,Aha!" entsprechend vorwurfsvoll, mit sorgenvollem Kopfschütteln verbunden. Aber weit gefehlt es war genau umgekehrt und mein Aha zeigte nur, welche schlimmen Phantasien in mir steckten. Diese 50 Dollar werden nämlich von Eltern meist Minderjähriger dafür gezahlt, daß eben keine Brutalitäten, keine Schweinereien auf der Mattscheibe erscheinen. Keine allzu großen, jedenfalls. Die 50 Dollar (monatlich) werden für eine Art Filterung bezahlt, für die Trennung des Bösen vom Guten. Eine Art modernsten Ablasshandels auf elektronischer Ebene. Während aber die christlichen Kirchen inzwischen zu modern sind, um sich dieser einfachen bezahlbaren Trennungsmöglichkeiten in Gut und Böse zu bedienen, ist diese 50 Dollar-Idee für diese Säuberungsaktion, eben das „cleaning program" die Idee eines Regierungsausschusses. Vielleicht, vermutlich steckten in diesem Ausschuss oder zumindest dahinter wirklich besorgte Väter und Mütter. Vielleicht auch nur der Urheberrechtsinhaber für dies „Sauber, sauber-Programm", der richtig eine gigantische Garantieumsatzdimension wittert, wenn sein Programm unter die anderen Programme kommt. Weswegen mich das überhaupt zu interessieren begann? fragte mich Alexander, der mir ständig misstraut, mir ermangele es an Themen. Ob ich Angst davor hätte, daß meine Töchter „so etwas" sehen könnten. Oder ob ich Sorge hätte, daß dies Programm käme und ich die harten Sachen nicht mehr sehen kann. Er ist gemein, Alexander. Woran mir lag, war festzuhaten: So weit sind wir also jetzt schon: Daß wir bezahlen müssen dafür, daß etwas sauber ist. Was philosophierend gedacht bedeutet: Die Norm, das Normalprogramm ist eine Schweinerei, zumindest - unsauber. Würde der Bayer sagen. Nur dies wollte ich einmal festgehalten wissen.