Dienstag, der 13.

So ein Tag, so wunderschön wie heute, weil wir zwar einen 13. haben, aber keinen Freitag - so ein Tag ist ideal, um über Aberglaube zu sinnieren. Ein einfacher 13. wie dieser lässt unsere Augen die Katzen ganz friedlich und ohne bedrohliche Ängste von links nach rechts wechseln (andere Gegenden bevorzugen übrigens , Schafe zur Linken".)

An einem normalen 13. wie dem heutigen hören wir ohne Adrenalinausschüttung am frühen Abend das Käuzchen auf dem Giebel gegenüber und stellen gleich danach gelassen fest, dass Großvatis Pendeluhr im Wohnzimmer stehen geblieben ist.

Unsere Vorfahren jedoch würden den Todesengel erwarten. So wie wir heutzutage ängstlich auf dem Tachostand „200 000" lesen. Ängstlich, weil uns sofort einfällt, dass statistisch alle 200 000 Kilometer ein Autofahrer in einen Unfall verwickelt ist.

Im Ernst: Die Menschen werden wieder gläubiger. Abergläubiger. Die alte Weise vom Bodensee, Professor Elisabeth Noelle-Neumann, hat ihre Mannen in einer großangelegten Meinungsumfrage ihres Allensbach-Institut schon vor zehn Jahren verblüfft feststellen lassen, dass es zunehmend jungere Menschen sind, die wieder glauben - Aberglauben.

Genauer: 43 Prozent der damals unter 30-jährigen „aberglaubten“. 1976 hätten dies in derselben Umfrage nur 25 Prozent getan. Und jetzt - 2001 - bereiten die eine neue Umfrage vor. Darin soll genau, ganz genau, festgestellt werden, was die Küken unter uns Älteren nun aber-glauben. Erste Infos: Vierblättrige Kleeblätter sind heiß begehrt. Tageszeitungs-Horoskope steuern den Alltag. Nur wenige alte „Omen“ verloren ihre schlimme Bedeutung: die schwarzen Katzen z. B., Schornsteinfeger sowie stillstehende Uhren - die werden nicht mehr ernstgenommen. Ganz einfach, weil sie langsam verschwinden.

Wessen Uhr bleibt heutzutage noch stehen.

Aber die „13"! Die lebt ein Leben in Saus und Braus in immer mehr Köpfen der immer Jüngeren. Sogar normale „13." wie der heutige machen Angst. Und das macht mir Angst: Unter Ängstlichen zu leben. Das steckt an, das gibt Kettenreaktionen, Dominoeffekte. Da werden sogar positive Omen ominös. Besonders - sagen die Allensbacher-bei uns im Norden leben wir abergläubig.

Nebenan in Süddeutschland fühlen sich an einem 13. etliche Menschen besonders wohl. Weil bei ihnen auf nicht wenigen Kirchen die Wetterfahnen eine „13“ zeigen und keinen Hahn. Als Symbol für Vater, Sohn und Heiligen Geist in der einen Trinität. Warum, zum Teufel, haben wir nicht so ein Ding auf St. Marien in Uelzen oder St. Georg in Holdenstedt oder Hanstedt oder überhaupt mehr private Wetterfahnen mit der „13“?

Dann wäre er nicht so, wie er ist, der 13.! Wir waren geschützt vor Aberglauben. So müssen wir hierzulande auch an einem Dienstag, den 13., höllisch aufpassen. Und können nur erleichtert seufzen, wenn wir ein vierblättriges Kleeblatt als Gegenmittel finden.

 

13. Februar 2001