Einmischung in Bienenbüttels Politik

Im Falle der Kommunalpolitik in Bienenbüttel pfeife ich auf einen meiner Vorsätze, die ich mir alljährlich für das blutjunge Jahr setze: Mich möglichst nur unmerklich in Politik zu mischen. Im Falle Bienenbüttel weiß ich jedoch ganz sicher eine, wenn nicht gar die Lösung des anstehenden Problems. Und diese Lösung will der Bau- und Umweltausschuss der Bienenbütteler just heute am 11. Januar erst suchen. In Bienenbüttels Bahnhof nämlich fehlt ein offenbar dringend nötiger zweiter Aufzug ebenso wie das Geld dafür. Nun in den 70ern hatte IBM in Stuttgart haargenau dasselbe Problem: IBM boomte und stellte ein, was an Menschen arbeitswillig war. Aber das Hauptgebäude war viel zu eng, vor den Fahrstühlen stauten sich Menschen und warteten wie die Schlange auf Kaninchen. Das Warten kostete IBM ebenso sehr viel Geld wie den Wartenden Nerven. Es wurde ein Krisenstab gebildet, weil die Frustrationen der Fahrstuhl-Wartenden zu Aggressionen wandelten: Gegen die IBM-Führung, gegen die Mit-Wartenden, gegen die Arbeit im Büro, die umso mehr wuchs je länger man auf Fahrstühle wartete...In einem Krisenstab wurde alles erörtert - Ausbau und Neueinbau viel, viel schnellerer Aufzüge bis hin zum Bau eines neuen Gebäudes. Die üblichen zig Millionen würde das kosten. Doch die Problemlösung - kostete fast nichts! Die zündende Idee kam ausgerechnet von einer Praktikantin, die als künftige Psychologin pflichtgemäß auch Betriebspsychologie kennenlernen sollte obwohl ihr Hauptinteresse den narzisstischen Persönlichkeitsstörungen galt (macht nichts, wenn die hierzulande nicht so bekannt sind, das ist Bestandteil normaler Verdrängung). Gesunder" Narzissmus meint, dass nur, wer sich selbst akzeptiert und daher liebt, auch andere (gesund) lieben kann usw. usf., klar? Ein bisschen ragt in dies Thema dabei die alte Story vom Narziss hinein, der sich zu sehr in sein Spiegelbild verliebte. Die Erfindung der Psychologin in spe war diese: Es wurden lediglich die Wände der Zugänge vor den Fahrstühlen in allen Stockwerken mit großzügigen Spiegelflächen ausgekleidet...Ahnen Sie da in Bienenbüttel, was des Rätsels und Problems Lösung war? Die Leute meckerten nicht mehr, geschweige revoltierten. Sie gefielen sich einfach in der Betrachtung ihrer Selbst in den verschiedenen Spiegeln. Die einen gefielen sich deutlich und strahlten um die Wette. Andere gefielen sich bescheidener und stiller. Manche schüttelten den Kopf über die Schnapsidee, ließen sich im Spiegelanblick aber auch nicht aus den Augen. Ganz manchmal gefiel jemandem auch ein anderer Mensch im Spiegel und sah den dort ganz anders als sonst...Jedenfalls war Ruhe vor den Fahrstühlen und plötzlich Zeit genug fürs Warten da. Spieglein, Spieglein an der Wand... Eine Lösung für Bienenbüttel? Die junge Psychologin übrigens lebte noch acht Jahre nach dem Studium von der Prämie...

11. Januar 2005