„...und Begleitung"

Er hatte gleich mehrere besondere Merkmale. Der diesjährige Standortball unseres Bundesgrenzschutzes. Erstens: Er, der Standortball, hätte auch BGS-Exkursionsball" oder „Ball der BGS-Exilanten" heißen können. Denn der Standortball fand gar nicht an seinem Standort, dem Hainberg, statt. Vielmehr in der Stadthalle. Wegen Bauarbeiten. Das war vom Polizeidirektor schon humorvoll angekündigt worden. („Humor" lat. hängt im Wortstamm auch mit der Feuchtigkeit der Träne zusammen. Ob unser einladender Polizeidirektor seinem Standort hinterher - oder vorwegweinte? Ich jedenfalls merkte seiner und der anderen Uniformträger Gastfreundschaft nichts an möglicher Trauer an.) Zweites besonderes Merkmal: Es waren noch nie so wenige der lieben vertrauten grünen Uniformen auf der Tanzfläche und an den Tischen zu sehen. Wir mussten sie quasi suchen dieses Jahr, unsere Grünen. Zum anreichern - den Ausgleich wurde gar ein Kommandierender aus Hamburg (vier Sterne) eingeladen. Und kam! (Seine Familie wohnt in Gr. Hesebeck). Drittes besondere Merkmal: Dieser Ball mit den Grünen ist vermutlich der letzte. Denn wahrscheinlich sind sie im nächsten Jahr alle schon blau. Blau uniformiert. Die Grünen sind - historisch gesehen reine Übergangsphase gewesen. Blau war bis 1976 ohnehin die liebe alte Polizeifarbe. Und wegen des Blaus heißt der BGS dann auch Bundespolizei (natürlich auch wegen abnehmender Grenzen und zunehmenden inneren Sicherheitsbedarfs). Das vierte Merkmal war das hervorstechendste: Die fehlenden grünen Uniformträger wurden ausgeglichen durch jede Menge, nein, eine Unmenge „Begleitung". Noch nie so viele Begleitung füllte den Saal! Sage und schreibe 103 (in Worten einhundertdrei!) Herren kamen laut alphabetischem Gästeliste-Heftchen und Gastliste am Tisch nicht mit ihren Frauen, sondern allesamt „mit Begleitung". Auch die drei in der Liste namentlich geladenen Damen zogen mit und kamen mit „Begleitung". Wie richtig dies ist, nicht zu schreiben...“und Frau Gemahlin" (oder Lebensabschnittgefährtin, -gefährte) sehe ich an mir. Denn ich kam auch nicht mit meiner Frau Gemahlin oder einer meiner vielen Lebensabschnittgefährtinnen. Sondern mit Friederike. Höflichkeitshalber und wohl auch sicherheitshalber wurde sie zwar am Tisch zunächst als meine Frau begrüßt, aber sie ist es nicht. Auch nicht meine zweite oder gar dritte Frau, die wie ich hörte - an anderen Tischen wegen meines Rufs auch vermutet wurde. Nein, Friederike ist meine jüngste Tochter und Studentin in Göttingen. Weshalb sie sich daneben benahm und mir und sich gleich aus den Weinflaschen am Tisch eingoss. Obwohl die von den Nachbarn für sich bestellt und bezahlt worden waren. (Bei Studenten ist hingegen alles für alle). Was die Begleitung der drei namentlich genannten weiblichen Gäste auf der Liste betraf, weiß ich nichts näher Geschlechtszuordnendes berichten. Nur, dass die drei Damen auch in Begleitung kamen. Egal auch wenn die Grünen nächstes Jahr verschwunden sind und dafür Blaumänner uns einladen (sollten). Ich würde wiederkommen. Auch in Begleitung. Oder als und Begleitung". Es kommt auf die Dame an.

8. Februar 2005