SVO und Nationalfeiertag
Kirchenleute, die den Sonntag und Bürger, die unseren Nationalfeiertag heiligsprechen, dürften den Kopf schütteln bei den Männern vom „SVO"-Trupp: Die arbeiten nämlich. Immer. Wie Krankenschwestern, Ärzte und Chauffeure öffentlicher Fahrzeuge. SVO - das ist die Stromversorgung Osthannover, bei der ich auch bisher immer den Kopf schüttelte. Wenn ich ihre Rechnungen las. Um 14 Uhr ging etwas nicht im Haus. Übliche Hast zum Stromkasten und beruhigtes Kopfschütteln, weil bei uns alles i. O. ist. Wir werden Kaltes essen, weil irgendwoanders ein Kurzschluss Schluss mit den üblichen Schritten und Griffen machte, über die wir nie nachdenken, solange alles funktioniert. Wie bei Menschen, die imer funktionieren...Stromausfall kommt öfter vor und nach 10 Minütchen flackert alles wieder auf und die sich verdunkelnde Seele wird erleuchtet. Doch nichts passiert nach 10 Minütchen. Auch nach einer Stunde nicht. Treffen auf der Straße. Ich erfahre von meiner Nachbarin Havelberg (rechterhand): Auch bei der fehlt Strom und das, obwohl sie kleine Kinder hat. Flaschenmilch, Süppchen und so...Frau Wellmann (Nachbarin rechterhand) erkundigt sich bei mir, ob auch bei uns... und wirkt beruhigt wie ich: Keiner von uns wars. Wie merkwürdig beruhigend eine Panne ist, die alle betrifft und nicht nur einen selbst. Ein Nothilfe-Wagen aus Ebstorf parkt beim Gegenüber- Nachbarn Cirkel und wir strömen wegen des Stroms zusammen: Nein nichts geht, sagt die Nothilfe-Wagenbesatzung (private Firma). Da muss die SVO selbst her und die ist verständigt. Die Zwischenzeit vergeht mit Warten und der Erfahrung, wie nett Unglück sein kann: Havelbergs heizen auf autonomem Holzofen und Frau Munstermann bringt uns von dort heißen Tee, den wir bei Kerzenlicht trinken und das Lied ansummen „Hinunter ist der Sonnenschein, die finst're Nacht bricht jetzt he- rein..." Dann kommt aber nicht der liebe Heiland zu Hilfe (wie im Lied durch die Sänger vergangener Zeiten erfleht), sondern der SVO-Trupp. Nach 15 Minuten ist ein zusätzlicher Messwagen da und misst, wo der Schaden ist. Kurz danach rollt ein kleiner Tieflader mit einem kleinen Bagger ins Dorf. Irgendwo ist ein größerer Schaden und Mutter Erde muss operiert bzw. ein Strom- Bypass gelegt werden. Gegen 21 Uhr ist alles vorbei. Und hier die öffentliche Erklärung: Zwar war das Hauptkabel für unsere Straße genau, ganz genau, kaputt in der Mitte unserer Einfahrt zu unserem Haus aber, Gott sei Dank, das Kabel, die Stromader, sagen die SVO- Mannen, sei älter als unser Hausbau. 1984 stand auf der Kabelleiche. Wir sind nicht schuld. Schön wurde das Unglück: Die Nachbarschaftshilfe. Der psychologische und tatkräftige Trost durch die SVO-Mannen. An allen Sonn- und Feiertagen. Sogar am Nationalfeiertag. Ich werde nie mehr den Kopf über die SVO schütteln. (Bis zur nächsten Rechnung.)
4. Oktober 2005